BKA liest bei WhatsApp mit? Nein, schaut man genauer hin stellt man fest, dass es doch nicht so einfach ist. In einem Bericht der Tagesschau heißt es, das BKA könne Nachrichten beim Chat-Dienst WhatsApp mitlesen. Dem WDR und BR liegt ein internes Schreiben der Polizeibehörde vor, in dem es heißt: “Das BKA verfügt über eine Methode, die es ermöglichen kann, Text, Video-, Bild- und Sprachkurznachrichten aus einem WhatsApp-Konto in Echtzeit nachzuvollziehen.” Laut dem WDR bzw. BR sollen BKA Beamte auch ohne Spionagesoftware dazu in der Lage sein, Chats von verdächtigen Personen mitlesen zu können.
BKA liest bei WhatsApp mit?
Der WhatsApp Messenger Dienst nutzt eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung. So gesehen können keine dritte die Nachrichten mitlesen. Nicht mal WhatsApp kann diese Nachrichten mitlesen da die Verschlüsselung direkt zwischen den Kommunikationspartner hergestellt wird. Wie soll das BKA also mitlesen ohne das System mit beispielsweise einer Spionagesoftware auszustatten oder gar die Verschlüsselung auf zu brechen? Richtig, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Aber was hat das BKA dann gemacht? Sie nutzen im Prinzip eine Synchronisationstechnik welche WhatsApp selbst zur Verfügung stellt. Das Zauberwort hier lautet: “WhatsAppWeb”.
Die Web-Oberfläche für WhatsApp kann mit dem Smartphone verknüpft werden. Dazu muss man lediglich den QR-Code des Web-Interface mit seiner WhatsApp App am Smartphone scannen. Schon hat man Zugriff auf die Chats des Smartphones und kann über den PC auch WhatsApp Nachrichten versenden etc. Diese Funktion stellt WhatsApp zur Verfügung um auch am PC den Messenger-Dienst nutzen zu können ohne jedes Mal sein Smartphone entsperren zu müssen etc. Aber genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Die BKA Beamten benötigen das Smartphone des Verdächtigen und müssten auch den Sperrbildschirm des Gerätes überwinden um dann diese Synchronisation starten zu können.
Die Verbindung bleibt aber einige Zeit vorhanden. Somit könnten theoretisch die Beamten wirklich für eine gewisse Zeit mitlesen wenn Sie die beschriebenen Hürden überwunden haben. Wirklich effektiv ist es allerdings nicht, denn man sieht es natürlich sofort am Smartphone das eine Verbindung zur WhatsAppWeb Oberfläche besteht. Hier kann man auch die Verbindungen trennen. Also hätten Verdächtige jederzeit die Möglichkeit die Verbindung wieder zu kappen wenn sich das Smartphone wieder in Ihrem Besitz befindet.
Wind um relativ wenig
Zwar wurde im Bericht der Tagesschau auch darauf hingewiesen, allerdings hat sich in den letzten Tagen durchaus die Meinung verbreitet das BKA könne ohne Staatstrojaner mitlesen. Diese Behauptung ist schlicht falsch. Über Umwege und auch mit Hürden wäre generell möglich aber nicht zielführend und hilfreich schon gar nicht. Daher wird die Methode von BKA auch kaum eingesetzt wie auch im Bericht erwähnt wurde. Liest man also mehr als nur die Überschrift, stellt man sehr schnell fest, dass nicht viel dran ist an den Behauptungen. Dennoch sollen die Überwachungsbefugnisse von Verfassungsschutz und Behörden ausgebaut werden.
Staatstrojaner für Überwachung
Für eine wirkliche Überwachung ohne direkten physischen Zugriff auf das Smartphone müsste man wie bereits erwähnt eine Spionagesoftware bzw. einen Trojaner des BKA oder anderer Behörden einschleusen. Damit könnte man Verdächtige Chats beobachten bzw. Informationen zu Verdächtigen oder kriminellen Aktivitäten erhalten. Rechtliche Möglichkeiten hierfür wurden bereits 2017 geschaffen. Laut Medienberichten sollen auch schon Überwachungstrojaner eingesetzt worden sein. Der Streit zwischen Behörden und Bürgerrechtsorganisationen geht schon mehrere Jahre. Es bleibt ab zuwarten wie sich die Thematik in Bezug auf Staatsschnüffelei verändert.
Tagesschau Beitrag
Bild von Thomas Ulrich auf Pixabay
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